Ein Ausflug der anderen Art

Am Mittwoch, den 24. Januar 2024 nahm die 2BFH2 an einer Veranstaltung zum Holocaust-Gedenktag in der Stadthalle Leonberg teil.

Gespannte Erwartung herrscht in der voll besetzten Stadthalle, als die 93jährige Fanny Ben Ami die Bühne betritt. Sie ist mit ihrer Tochter Miriam aus Israel angereist. Viele Klassen von Schulen aus der Umgebung sind gekommen. Wir, die 2BFH2, haben uns von Böblingen auf den Weg gemacht.

Viel hätte nicht gefehlt und wir hätten nicht kommen können, denn die Bahn streikt. Doch die Hinfahrt mit dem Bus klappt ohne Probleme und für die Rückfahrt hat der ICEJ, der Veranstalter der Gedenkfeier, die Kosten für die Taxifahrt übernommen. Vielen Dank dafür!
Fanny Ben Ami wird 1930 in Baden Baden geboren. Als sie drei Jahre alt ist, so erzählt sie, muss sie ihren Geburtsort verlassen. Ihre Katze und ihren Vogel kann sie nicht mitnehmen. Sie kann nicht verstehen, warum sie wegmuss. Ihren Vogel lässt sie frei. Diesen Moment, als sie den Käfig öffnet, hat sie auf einer Zeichnung festgehalten. Später, als erwachsene Frau mit 56 Jahren, hat sie ihre Geschichte in vielen Zeichnungen festgehalten, die sie Nacht für Nacht macht.

Die Familie flieht vor den Nationalsozialisten nach Paris, wo bereits eine Tante von Fanny lebt. Begeistert und lernbegierig geht sie dort zur Schule. Die Sprache hat sie schon im Kindergarten gelernt. Doch auch in der Schule begegnet ihr Antisemitismus. Juden seien dumm und faul, muss sie sich von einer Lehrerin sagen lassen und wird aufgefordert, sich in die letzte Reihe zu setzen. 1939, der Krieg liegt schon in der Luft, wird ihr Vater als Ausländer von der Polizei verhaftet. Sie wird ihn nie wiedersehen, denn das Lager, wo er interniert ist, wird später von Deutschen übernommen und der Vater wird in ein Vernichtungslager deportiert.
Fanny kommt mit ihren beiden kleinen Schwestern in ein Kinderheim, einen guten Ort, wie sie sagt. Während des Krieges sind dort viele andere jüdische Kinder vor den Deutschen sicher versteckt. Sie lernt Menschen von der Resistance kennen und unterstützt sie bei ihrem Widerstand, indem sie z.B. als Botin arbeitet.

Als das Kinderheim verraten wird, muss sie mit den anderen Kindern das Heim verlassen. Nun ist sie nicht nur für ihre kleinen Schwestern verantwortlich, sondern sie führt auch die anderen jüdischen Kinder über die Grenze in die Schweiz. Legal können sie nicht einreisen, also schneiden Fluchthelfer, die sie bezahlen muss, den Stacheldraht durch. Als ein Kind im Stacheldraht hängenbleibt, muss sie wieder zurück, um es aus dem Stacheldraht zu befreien. Dabei werden sie von Wehrmachtsoldaten entdeckt und beschossen. Dennoch gelingt ihr mit 14 anderen Kindern die Flucht.
Ihr Rat an die Schüler zum Schluss: Jedes Kind will gerne etwas lernen. Kein Kind ist nur dumm oder faul. Es gibt Kinder, denen das Lernen leichter und Kinder, denen es schwerer fällt. Darum helft euch gegenseitig und unterstützt euch.
Für uns war es ein beeindruckendes Erlebnis, Fanny Ben Ami begegnen zu dürfen. Wir sind froh, dass wir dabei sein durften.

Noch ein Tipp für alle, deren Interesse wir geweckt haben. Die Fluchtgeschichte wurde verfilmt. Man kann den Film „Fannys Reise“ (leider kostenpflichtig) streamen. Der Trailer ist kostenfrei anzusehen: https://www.atlas-film.de/fanny.html

Text: M. Döll